Bias in KI-Anwendungen – Herausforderungen und Lösungsansätze in der Praxis
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Inhalt
Was Fehleinschätzungen der KI für Unternehmen und Steuerkanzleien bedeuten kann
Künstliche Intelligenz (KI) ist längst in der Unternehmenswelt angekommen und wird zunehmend auch in Steuerkanzleien eingesetzt. Ob bei der Automatisierung von Buchhaltungsprozessen, der Analyse großer Datenmengen oder bei der Unterstützung in der Kundenkommunikation: KI-Lösungen bieten zahlreiche Vorteile, auch für Unternehmen.
Doch mit dem Einsatz von KI-Systemen entstehen neue Herausforderungen – insbesondere im Hinblick auf sogenannte Bias (Verzerrungen) in den Algorithmen. Was sind Bias und worauf sollten Unternehmen achten, um keine Fehleinschätzungen oder Diskriminierung als Grundlage für Entscheidungen zu verwenden?
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Was versteht man unter Bias in KI-Anwendungen?
Bias bezeichnet systematische Verzerrungen, die in den Ergebnissen von KI-Systemen auftreten können. Diese entstehen meist durch unausgewogene oder fehlerhafte Trainingsdaten, durch die Gestaltung der Algorithmen oder durch menschliche Vorannahmen, die in die Entwicklung der KI einfließen. Das Resultat: Die KI trifft Entscheidungen, die bestimmte Gruppen bevorzugen oder benachteiligen – oft ohne, dass dies auf den ersten Blick erkennbar ist.
Dabei gilt es für Unternehmen, Organisationen und Steuerberaterkanzleien vor allem mögliche Diskriminierungen und Benachteiligungen durch eine falsche oder unvollständige Datenlage der KI zu vermeiden. Durch die KI-VO (KI-Verordnung oder AI Act) ist das Thema Bias ebenfalls aufgegriffen und muss daher mit entsprechender Sensibilität betrachtet werden. Gerade bei den Anforderungen in sogenannten Hochrisiko-KI-Systemen ist dabei eine menschliche Aufsicht gefordert. Dabei können alle KI-Systeme zu Hochrisikosystemen werden, denn die Kategorie wird durch die Verarbeitung, nicht durch das System festgelegt.
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Bias in der Praxis
Wenn eine KI auf historischen Daten trainiert wurde, in denen bestimmte Geschäftsvorfälle unterrepräsentiert sind, kann sie diese in Zukunft schlechter erkennen oder falsch bewerten.
Warum ist Bias ein Problem für Steuerberater und Kanzleien?
Für Steuerkanzleien und ihre Mandanten steht die Verlässlichkeit und Objektivität der Datenverarbeitung im Mittelpunkt. Bias in KI-Anwendungen können zu Fehlentscheidungen, fehlerhaften Empfehlungen oder sogar zu rechtlichen Problemen führen.
Besonders im sensiblen Bereich der Steuerberatung sind Neutralität und Gleichbehandlung essenziell – nicht zuletzt, um den gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen und das Vertrauen der Mandanten zu erhalten.
Mögliche Folgen von Bias
Durch Bias können Entscheidungen bei der Nutzung von KI-Systemen zu massiven Ungunsten von Betroffen getroffen werden. Daher stellen Sie eine hohes Risiko für die davon betroffene Person dar. Im Beispiel von Steuerkanzleien können das zum Beispiel fehlerhafte Steuerberechnungen oder Empfehlungen sein, diskriminierende Auswahl von Mandanten oder Mitarbeitern oder Verstöße gegen Datenschutz- und Gleichbehandlungsgrundsätze.
Was fordert die KI-Verordnung (KI-VO) der EU?
Mit der KI-VO wurden erstmals verbindliche Regeln für den Einsatz von KI-Systemen geschaffen. Ziel ist es, Risiken zu minimieren und einen vertrauenswürdigen Einsatz von KI zu gewährleisten. Besonders relevant für Steuerberater und Unternehmen sind folgende Aspekte:
- Transparenzpflichten: Unternehmen müssen nachvollziehbar machen, wie KI-Entscheidungen zustande kommen.
- Risikomanagement: Es sind Maßnahmen zu ergreifen, um systematische Verzerrungen zu erkennen und zu vermeiden.
- Dokumentationspflichten: Die Entwicklung und der Einsatz von KI-Systemen müssen umfassend dokumentiert werden.
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Worauf sollten Unternehmen und Kanzleien achten?
Es gibt unterschiedliche Maßnahmen, die dazu beitragen können, das Risiko von Bias zu minimieren:
- sorgfältige Auswahl und Überprüfung der Trainingsdaten: Achten Sie darauf, dass die Daten, mit denen Ihre KI trainiert wird, vollständig und repräsentativ sind.
- regelmäßige Überprüfung der KI-Ergebnisse: Analysieren Sie die Resultate Ihrer KI-Systeme regelmäßig auf mögliche Verzerrungen.
- Transparenz schaffen: Dokumentieren Sie die Entscheidungswege Ihrer KI-Anwendungen und machen Sie diese für Ihre Mandanten nachvollziehbar.
- Schulungen für Mitarbeitende: Sensibilisieren Sie Ihr Team für das Thema Bias und den verantwortungsvollen Umgang mit KI.
- Zusammenarbeit mit erfahrenen IT-Partnern: Nutzen Sie die Expertise von IT-Beratern, die auf sichere und rechtskonforme Digitalisierungslösungen spezialisiert sind.
- Nutzen Sie keine automatisierte KI-gestützten Entscheidungen, ohne eine gesicherte Prüfung durch eine natürliche, fachlich ausgebildete Person
Bias als Risiko nicht nur für die Entscheidungsfindung
Bias in KI-Anwendungen ist ein ernstzunehmendes Thema, das gerade für Steuerkanzleien und mittelständische Unternehmen besondere Aufmerksamkeit erfordert. Prüfen Sie daher sowohl Quellen als auch Ergebnisse von KI-Systemen. Eine automatisierte Entscheidungsfindung mit Hilfe von KI muss nach den Vorgaben von KI-VO und Datenschutz immer kritisch betrachtet und beurteilt werden.
Dabei können Bias auch unabhängig von Entscheidungsfindungen Auswirkungen auf die Ergebnisse von KI-erzeugten Inhalten haben. Beispielsweise können durch KI generierte Texte für Homepage oder Flyer bereits Bias enthalten. Daher gilt auch hier, die Überprüfung der Ergebnisse sehr ernst zu nehmen. Besonders oft treten Bias auch bei der Bilderstellung mit KI auf, da stereotype durch unzureichend trainierte KI-Systeme und fehlerhafte Daten entstehen.
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